Was du ererbt von deinen Vätern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht nützt, ist eine schwere Last,
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen. Johann Wolfgang von Goethe
Dieses Zitat habe ich nur allzu oft von meinen Großeltern oder meinem Vater gehört. Vor der Gründung der DDR hatten meine Großeltern einen Bauernhof mit vielen Angestellten. Selbst und ständig zu arbeiten war für sie was ganz Normales. Wie oft habe ich in den Ferien und auf Familienfeiern immer ihren Geschichten gelauscht, die die Zeit als erfolgreich wirtschaftende Bauernfamilie beschrieb. Mehrwert erwirtschaften und eigenständig Entscheidungen treffen war ja im Osten Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg nicht erwünscht. So bauten wir uns alle, insbesondere auch ich unsere Traumwelt. In dieser ging es immer und einzig allein darum selber entscheiden zu können- aber auch Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen. Was wäre wenn wir ein eigenes Unternehmen hätten und an alte Zeiten wieder anknüpfen könnten? All diese Gedanken sind mir bis zum Tag meiner Selbstständigkeit immer wieder im Kopf rumgeschwirrt.
In welcher Situation bin ich damals gewesen als ich über Selbstständigkeit nachdachte?
Ich hatte mein Studium zur Diplom-Agraringenieurin abgeschlossen. Jede Semesterferien arbeitete ich in einer niederländischen Firma, die in Nordrhein-westfalen ansässig war. Dort war ich auf dem Feld, als Hostess auf Messen oder in der Abteilung für Forschung und Entwicklung tätig. Alles in allem mehr als abwechslungsreich, spannend und inspirierend zu gleich. Das Arbeitsklima war super und ich bin immer wieder gern dorthin gefahren, um vor Ort zu arbeiten. Nach Beendigung meines Studiums bin ich dann auf eigene Faust in die Niederlanden gegangen. 1 Koffer und ein kleiner Bargeldbetrag waren meine ganz Habe. Warum die Niederlande? Als Ostdeutsche durften wir nicht reisen, ich wollte jetzt die Welt sehen. Darüber hinaus war ich von den Niederlanden schnell in Deutschland, falls mich mal das Heimweh packte.
Arbeiten in den Niederlanden
In den Niederlanden arbeitete ich unter anderem in vielen zeitlich begrenzten Jobs im Gartenbau, angefangen vom Blumenpflücken bis hin zur Akkordarbeit des Blumenbindends. Alles in Allem war es eine sehr lehrreiche und kurzweilige Zeit. Neben der aufgetanen Arbeitserfahrung habe ich die Sprache erlernt, was mir in späteren Jahren noch einen riesigen Vorteil verschaffte.
Dann lernte ich durch den Abschluss einer Privaten Haftpflichtversicherung einen Unternehmer kennen, dessen Freund in einem Lebensmittelkonzern als Direktor arbeitete. Nach einigen Telefonaten hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei ihm und durfte befristet für ein halbes Jahr im Büro anfangen. Was ich erst etwas später erfuhr war, dass die Firma rote Zahlen schrieb. Die gesamte Arbeitsatmosphäre litt stark unter der Situation und ich hatte meine Entscheidung dort zu arbeiten, bereut. Da es im Leben keine Zufälle gibt, besuchte uns in dieser Zeit der Direktor des Konzerns und gab mir die Chance über bestimmte Herausforderungen vor Ort zu sprechen.
Arbeitswechsel nach Südtirol
So konnte ich nach Beendigung des ersten halben Jahres nach Südtirol, um noch ein weiteres halbes Jahr in dem Konzern arbeiten. Vor Ort war ich für die Qualitätssicherung von Obst- und Gemüse verantwortlich. Ein sehr interessanter Bereich– verbunden mit viel Reisetätigkeit. Eine tolle Zeit habe ich verlebt- trotz viel Ungewissheit im Hinterkopf. Wie geht es danach für mich weiter? Darüber hinaus wurde ich auch bisschen Müde von den vielen neuen Eindrücken in so kurzer Zeit.So langsam kam mir der Gedanke- du müsstest einen Job haben, indem du an einer Stelle arbeiten kannst und nicht mehr nur befristet eingestellt wirst. Dazu kam, dass es der Branche, in der ich tätig war, zunehmend schlechter ging. Zwischenzeitlich hatte ich mich mit Freunden aus den Niederlanden für ein Wochenende zum Skifahren verabredet. Die Zeit reichte aus, um mir einen Bänderriss zu zuziehen. Genau in dieser Zeit endete mein Arbeitsvertrag und ich wurde krankheitsbedingt ein halbes Jahr aus dem Arbeitsprozess gezogen.
Neues Spiel- neues Glück
Die Zeit der Genesung von diesem Skiunfall habe ich mir versüßt! Wenn ich schon körperlich eingeschränkt war, dann wollte ich nicht auf Sozialkontakte verzichten. So habe ich mich zu einem Mary Kay Abend einladen lassen und mich sofort in die Produkte verliebt. Was noch viel besser als die Produkte war- war der Marketing-plan! So begann ich, in Richtung Selbstständigkeit zu denken. Aus dem Denken wurde Handeln!
Mein Weg in die Selbstständigkeit
Seit September 98 bin ich mit voller Begeisterung und Naivität in die Selbstständigkeit geschlittert. Getreu dem Motto: Wer zu spät kommt den bestraft das Leben (von Gorbatschow) habe ich angefangen, meinen Kosmetikvertrieb aufzubauen. In dieser Zeit öffnete auch der niederländische Markt für Mary Kay cosmetics. Da die Niederlande gefühlt meine 2. Heimat waren -wollte ich dort auf jeden Fall mit dabei sein. Ab und zu mal vor Ort sein geht im Leben ja nicht- entweder ist man schwanger oder nicht.
Also dachte ich mir: „Lieber unperfekt starten- als perfekt zögern.“ und ging für einige Monate in die Niederlanden. Ein riesiger Vorteil war für mich, dass ich das niederländisch sofort wieder aufgreifen und vom sprachlichen Niveau an „alte Zeiten“ anknüpfen konnte. Dadurch gelang mir ein unkomplizierter und schneller Vertrauens-aufbau auf den Gesichtspflegepartys mit den Produkten von Mary Kay cosmetics.
Was kam vor Ort auf mich zu?
Als erstes viel Bekanntes: die Sprache, das Land und die Offenheit der Bevölkerung. Recht schnell verteilte ich Visitenkarten auf der Straße, auf Parkplätzen und wo auch immer Leute waren. Trotz gebrochenem niederländischen Akzent bekam ich Termine und absolvierte Hausbesuche. Mein Umsatz stieg und ich war begeistert. Ganz „nebenbei“ habe ich noch eine Ausbildung zur Visagistin absolviert. All diese Erfolge ließen mich über so manch anderen Wermutstropfen hinwegsehen.
Wer viel arbeitet muss auch ruhen!
Und genau da lag der Hase schon im Pfeffer. Wer die Niederlande kennt weiß, wie schwierig es ist, vor Ort eine Unterkunft zu bekommen. Ich hatte jedoch Glück. Ich habe mein Zimmer, was ich schon während meines Praktikums in den Niederlanden hatte, wieder mieten dürfen. Welch ein Glück- zumindest schien es im ersten Moment so! Denn zur damaligen Zeit hatte sich genau unter meinem Zimmer eine Diskothek- befunden. Kein Wunder, das dieses kleine Zimmer noch zu haben war. Nächtliche Ruhe ade! Darüber hinaus habe ich auch nicht gleich ein Handy besessen- also blieb der telefonische Kontakt mit Kunden über den Münzfernsprecher. Oh- da ist so einiges an Münzen durchgelaufen. Einen Internetanschluss besaß ich auch nicht und auch kein Fax! Ich war Improvisationsweltmeisterin! Schlafen, essen, trinken, wenig nächtliche Ruhe, 12m2 und mein Warenbestand im Zimmer.
Meine Arbeitsbedingungen
Mein Büro bestand aus einer Fensterbank. Vernünftige Arbeitsbedingungen sehen anders aus! Zu allem Überfluss hatte ich viele Kunden und Verkäufe, deren Rechnungen auch nicht regelmäßig beglichen wurden– also auch noch das! Rundum eine Situation, die nach Veränderung schrie! Trotz aller Einschränkungen, Herausforderungen und den Auf– und Abs einer blauäugigen Jungunternehmerin bin ich vor Ort dann Vertriebsdirektorin geworden und feierte voller Stolz mein Debüt im Mai 2000!
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen
Zu meinem Debüt als Direktorin kam meine Mutter mit Ihrem Lebenspartner. Er war Geschäftsführer eines Industrieunternehmens und zuständig für Personal und Finanzen….. Ab August hatte ich dann ein Büro in Deutschland, Internet und einen Telefonanschluss, ein deutsches Handy und ein gutsortiertes Regal für meine Produkte. Die Niederlanden besuchte ich die ersten Jahre weiterhin regelmäßig, weil da mein Herz daran hing. Darüber hinaus habe ich heute noch zu einigen meiner Kunden Kontakt. Ich baute mir in Deutschland weiterhin sehr erfolgreich meine Kunden, die ich mit Gesichtspflege berate, auf und wurde schnell 2 mal 2. Stärkste im Verkauf. Im Verkauf von Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Wie war ich stolz! Alle Mühen hatten sich gelohnt.
Viele meiner Kunden sprachen mich auf das Thema Typ- und Imageberatung an. Ich wollte damals nichts davon wissen. Nachdem ich eine ganze Zeit erfolgreich diese Vorschläge abgeblockt habe, sagte ich mir irgendwann- warum eigentlich nicht?
Stillstand ist Rückschritt– Mein Weg in die Typ- und Imageberatung
Also ließ ich mich noch zur Typ- und Imageberaterin ausbilden und erweiterte somit mein Portfolio. Habe ich es je bereut? Nein, denn die Nachfrage kam von den Kunden und ich hatte im ersten halben Jahr schon alle Ausbildungskosten zurück verdient. Seit dem bin ich stolz, mein Angebotsspektrum erweitert zu haben und meine Kunden ganzheitlich zu beraten. Und jetzt war ich vom Erfolg erst richtig angefixt! Auf einer Netzwerkparty habe ich eine Trainerin kennengelernt, ihr von meinem Geschäftsansatz erzählt. Da sagte Sie so ganz beiläufig: Biete doch Workshops, Vorträge und Seminare an. Besser hätte ich es selber nicht sagen können- nur wäre ich nie auf die Idee gekommen!
Eine neue Idee war geboren!
Das war es, wo ich mich hin entwickeln wollte- und jemand hatte mir soeben den Startschuss gegeben! Seit dem bin ich sowohl für den Endverbraucher als auch für Unternehmen, Kliniken, Institute, Verbände und Selbsthilfegruppen mit Erfolg rund um das Thema authentische Außenwirkung tätig. Aus– und Weiterbildungen zu den Themen: Wie halte ich Seminare, die im Moment noch laufende Ausbildung zur Businesstrainerin, mein Wissen aus dem Direktvertrieb und die Erfahrung im Umgang mit Menschen stärken und befähigen mich, für meine Kunden den größten Nutzen herauszuarbeiten.
Was habe ich seit dem Start gelernt?
- Wie ich eine Vertriebsstruktur aufbaue
- Das Beziehungsaufbau die Grundlage eines jeden erfolgreichen Miteinanders ist.
- Das jeder Mensch wichtig und das die Grundlage für Erfolg gegenseitiges Vertrauen ist.
- Wie ich Vorträge, Workshops und Seminare halten.
- Dinge in Ihrer Wichtigkeit einzuordnen und auch Nein zu sagen.
- Das Selbstständigkeit durch Auf und Abs gekennzeichnet ist und das auch immer bleiben wird.
- Das ich jeden Tag immer wieder an meiner Work-life Balance arbeiten muss.
- Um Kraft zu tanken, sollte ich mir Pausen gönnen.
- Das es immer eine Lösung gibt- egal wie schrecklich im Moment die Situation ist und wenn es noch nicht die gewünschte Lösung ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.
- Nicht jeden Kunden zu jedem Preis beraten zu müssen, sondern mit Selbst-bewusstsein auch mal Nein zu sagen und somit Aufträge abzulehnen.
Wie hat sich mein Leben bis heute verändert?
Ich lebe bewusster und leichter und weiß, dass nicht alles was ich gerne geschäftlich umsetzen möchte, auch funktionieren wird. Manchmal reicht es auch aus, wenn mich die Idee ein Stück weit begleitet und mich dann in eine andere Richtung bringt.
Have a plan and stick to it!
Fokus: Worin bin ich wirklich gut?
- Ich habe eine positive Lebenseinstellung.
- Ich weiß, was ich machen will.
- Wenn ich ein Ziel habe, laufe ich wie ein Maulesel drauf zu, bis dass ich da bin, wo ich hin will.
- Unnachgiebigkeit
- Freude an Weiterbildung und der Umsetzung des Wissens in die Praxis mit dem Ziel Geld zu verdienen.
- Ich kann mich gut in Situationen reinversetzen.
- In meinen Kunden und Geschäftsbeziehungen strebe ich das Win – Win für beide Seiten an, getreu dem Motto: „Leben und Leben lassen!“
- Ein gutes Zeitmanagement
- Flexibilität
- Disziplin und eine hohe Eigenmotivation
- Biss, Durchhaltewillen- und Durchhaltevermögen
- Ich bin offen für Neues, getreu dem Motto von Henry Ford: „Ich prüfe jedes Angebot, es könnte das Angebot meines Lebens sein.“
- Spaß am Umgang mit Menschen
- Ich denke in Lösungen und nicht in Problemen.
- Learning by doing- erst ausprobieren und später verstehen, warum etwas gut gelaufen ist oder warum nicht.
- Meine Devise: Lieber unvollkommen starten als perfekt zögern.
- Nein sagen zu Dingen, die mich von meinem Erfolg abhalten– wie sagte Mark Twain: „Kaum haben wir das Ziel aus den Augen verloren, arbeiteten wir doppelt so hart.“
In diesem Sinn wünsche ich dir viel Spaß beim Aufbau deiner Selbstständigkeit!
herzliche Grüße,
Soraya Frie
Meinen Blog habe ich auf Initiative von Michaela Schächner, Business Mentorin, geschrieben. Ich finde diese Idee prima, die ich gern durch meinen Blogartikel unterstützt habe. Die Blogparade „Selbstständig machen“, unter der auch mein Blog zu finden ist, ist durch sie ins Leben gerufen worden.